Atelier für Kulturpolitik Kulturarbeit
In Memoriam Dr. Ulrich Schröder
Die GLOBALKULTUR hat es als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung 2022 ins Handelsregister Duisburg geschafft. Und es muss eigentlich hinzugefügrt werden: mit unbeschränkter Hoffnung! Hoffnung auf einen großen Kulturwandel in Stadt, Land und Welt. Pragmatisch lässt sich fragen: ist das nicht einwenig zu hoch gegriffen? Und ebenso pragmatisch lässt sich die Frage verneinen, wenn es um global denken und lokal handeln an Rhein und Ruhr geht, wo doch im Ruhrgebiet, das 2010 Europas kulturhauptstadt war, Menschen aus mehr als 150 Nationen zusammenkommen und zusammenleben - das Ruhrgebiet, ein Schmelztiegel der Kulturen.Und Uli Schröder saß damals mit uns im MELEZ-Zug und las und hatte 2005 bereits in vollem Engagement, wie er es anders weder kannte noch konnte, an einem Schreibhaus-Workshop für das Katakomben-Theater, teilgenommen, das damals seine ersten Schritte tat und Uli Schröder dem enstandenen Buch und der Lesung den Titel gab: "Feuer im Foyer"! In seiner Geschichte in den Katakomben: ein wahnsinniger Hausmeister, der um für Brandsicherheit im Theater zu sorgen, Benzin in Fässern sammelte.
Natürlich lehnte er sich an Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" an und engagierte sich mit Leib und Seele und hörte damit nicht auf bis zum 26. August 2022. Und der Theaterphilosoph Uri Bülbül zehn Jahre Sprecher und Konzeptarbeiter des Katakomben-Theaters konstatierte tränenerstickt, dass ein Nachruf nicht reichen werde, der sich und Uli Schröder in einem antipodischen und streitbaren Verhältnis sah: oft konnten Ulrich Schröder und er nicht miteinander, aber auch nicht ohne, der Berührungs- und Aufrührungspunkte gab es sehr viele.
So ist es nur konsequent, dass in der von Uri Bülbül konzipierten Globalkultur ein Atelier für Kulturpolitik eingerichtet und dieses mit Gedenken an Dr. Ulrich Schröder gestartet wird, zuletzt hatten die beiden zusammen die LITERATURSPUR-RUHR für das Katakomben-Theater konzipiert und mit Uli Schröders Engagement und Leidenschaft in dessen Kuration ins Leben gerufen. Unter anderem hatte Uli Schröder an den Duisburger Autot Mevlüt Azar und an Roman Del gedacht und die beiden am selben Abend in einer Lesung zusammengebracht. An Ideen für originelle Kleinigkeiten fehlte es Ulrich Schröder nicht. Er schrieb in der Ankündigung: «Mevlüt Asar und Roman Dell: Die Ruhr-Region aus polykultureller Perspektive». Der deutsch-türkische Schund der russlanddeutsche Schriftsteller eröffneten bei einem gemeinsamen Auftritt an einem Abend einen neuen Blick auf die Unterschiede im Erleben der Migration am 24. Februar 2019 im Katakomben-Theater.
In der Reihe mit von der Partie war auch der Lyriker Martin Löwe Piekar, der in diesem Jahr bei der Ingeborg-Bachmann-Preisverleihung glänzen konnte, mit «Amok perVers» - Poesie und Puppenspiel mit der Puppenspielerin Magda Lena Schlott.
Dr. Ulrich Schröder glänzte immer wieder durch Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Engagement mit voller Leidenschaft und genau das gefiel keinesfalls immer. Immer und immer wieder lief er auch wie die Fliege im Glas gegen unsichtbare Wände der Ablehnung und Ignoranz und es blieb unverständlich, dass narzisstische Ignoranz und Obstruktion jedwedes Bemühen um eine gute Idee, eiskalt im Sande verlaufen lassen. In einer Epoche der Substanzlosigkeit wie eine kalte Watte beim Zahnarzt auf den hohlen Zahn zu treffen, macht einen nicht gerade beliebt. Beliebt wollte Uli Schröder sein und liebenswert war er für seine Freunde allemal, aber nicht um jeden Preis; er kämpfte um Anerkennung, aber er buhlte nicht um sie! Er schrieb seine Dissertation in Fleißarbeit mit Herzblut, wie er alles mit Herzblut tat. In einer Zeit der Plagiate, Scheinabschlüsse und Fakes, ob sie als News oder akademische Grade und Erfahrung daher kommen, machte er sich mit seiner Art nicht beliebt. So geschah es immer wieder. Und immer wieder lehnte er sich auf und dieser Auflehnung soll nicht nur eine Gednekveranstaltung gewidmet sein, sondern dem Reflektieren über dieses Phänomen ein ganzes Atelier Kulturpolitik in der Globalkultur Kunst und Kulturelle Bildung gGmbH. Es beginnt am 25. August 2023 um 16.00 Uhr im Garten Nr. 6 - Kulturlaube in Bochum und soll ein Anstoß sein für weitere Treffen, wann und wo auch immer für alle Menschen, die sich für Kultur und Politik leidenschaftlich interessieren und sich zu engagieren bereit sind.
Zum Schluss bleibt lediglich eine Frage als Anregung: Wäre es nicht besser das Atelier der Globalkultur "Atelier für KulturARBEIT" statt für "KulturPOLITIK" zu nennen? Uli Schröder war politisch engagiert, aber kein Politiker ;)
