Der Erfinder der Musenkussmischmaschine entdeckt die Gespenster GmbH
Gerd Herholz, promovierter Literaturwissenschaftler, leitete lange Jahre das Literaturbüro Ruhr in Gladbeck von einem Hinterzimmer der dortigen Stadtbücherei aus und kündigte aus wohlkalkuliertem Protest kurz vor seiner Pensionierung seine Stelle, weil unter diesen kulturpolitischen Bedingungen, unter denen er lange arbeiten musste und gearbeitet hat, keine gute Literatur- und Kulturarbeit leistbar ist. Und dennoch hatte Gerd Herholz sein Bestes gegeben, um ein gutes Literaturprogramm für das Ruhrgebiet zu realisieren und auch mit einem Europäischen Literaturhaus als Idee ein Konzept für eine Vision geliefert.
Politik und Kulturverwaltung aber, und das war seit den Planungen und der Durchführung der Ruhr 2010 konkret erlebbar, was durchaus auch vorher schon für diejenigen im Ruhrgebiet erkennbar war, die es sehen wollten, gingen andere Wege. Strukturwandel auf den Lippen, vom Stahlstandort zum Kulturstandort mit Kreativwirtschaft und Dienstleistungen führte der Weg, gelinde gesagt, nicht gar so, wie es die Kulturschaffenden es sich vorstellten.
Mit Ruhri-Direktheit interveniert, wird im Aisthesis-Verlag eine Sammlung des dazwischen funkenden und polemisch funkelnden Ideen- und Kritikguts von Gerd Herholz präsentiert.
"Gespenster GmbH" ist ein höchst bemerkenswertes und lesenswertes Buch zum Thema Kulturgestaltung, Kulturpolitik und Kulturverwaltung, in einer Zeit, in der Kultur zwar ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt deutlich offenbart, diese Offenbarung aber durch viele Lippenbekenntnisse mal wieder übertönt wird, während die Einschnitte und Schnibbeleien am Etat leise und stetig voranschreiten, bis... ja, bis wann eigentlich?

Irrtümlicherweise behauptete ich, weil ich mir, aus eingebildeten Gründen sicher war, Gerd Herholz sei promovierter Literaturwissenschaftler. Ohne weitere Überprüfung meiner Annahme stellte ich ihn entsprechend in meiner Buchbesprechung vor. In seiner Email vom 22. April 2025 korrigierte er:
«Ich habe nicht promoviert, habe 'nur' Germanistik/Psychologie für das Lehramt am Gymnasium studiert, 1. phil. Staatsexamen, dann das Referendariat an einem Recklinghäuser Gymnasium absolviert, Abschluss: 2. phil. Staatsexamen (immerhin 'mit Auszeichnung'). Reicht auch. Wollte sowieso nie im Hochschulbetrieb versacken, sondern lieber mit lebendiger Literatur(wissenschaft) zu tun haben.»