Editorial
Es ist ein persönliches Editorial, weil mein Verhältnis zum KULTURPROGRAMM immer ein persönliches war und blieb. Nie war ich mit ihm allein, ich allein aber bin das Kontinuum dieser Publikation mit meinem und ihrem individuellen Werdegang. Die esten Ausgaben layoutete Olaf Berger, mein Freund aus der zweiten Grundschulklasse bis zum Abitur und weit darüber hinaus, bis wir uns irgendwann aus den Augen verloren, da war er längst bei FOCUS für Info-Charts zuständig fest angestellt, nach seinem Studium in Karlsruhe und Münschen auf der Kunstakademie. Da besuchte er mich in Bochum nach seiner beruflichen Fortbildung zum Computer-Grafiker und saß an meiner Apple-Pizzaschachtel LCIII und layoutete das erste Heft.
Es sind persönliche Geschichten, technische Geschichten und Geschichten unserer kulturpublizistischen Hoffnungen in einem Zeitraum von über 30 Jahren und das Kontinuum, was ich nicht unterbrechen möchte, weil es mein Tod wäre, bin ich mit meinen Erinnerungen und alten Dateien.
Apropos Tod: die Hoffnung stirbt zuletzt und solange der Mensch lebt, hofft er - so geht es mir mit dem KULTURPROGRAMM, das mal "Zeitung der Agentur Bülbül", mal "Zeitung für freie Kulturarbeit", mal "Zeitung für freie Kultur" heißen und immer meinen Bestrebungen nach unabhängiger Kulturaktivität dienen sollte - immer im Bündnis mit Freunden, die kamen, sich engagierten und dann andere Wege gingen, gehen mussten, weil andere Pflichten riefen - wahrscheinlich die Aussichtslosigkeit des Unterfangens bezüglich der berühmten Brötchen, die verdient werden müssen, ahnend. Wenn aber die Hoffnung zuletzt stirbt, kann ich zur "Aussichtslosigkeit" nur sagen: bestimmte Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, weil sie falsch waren - das KULTURPROGRAMM aber ist noch immer und immer wieder da!
Den letzten Anlauf wollten wir 2020 im "Berliner Format" nehmen im Zusammenhang unserer Gründungspläne einer
GLOBALKULTUR-Gesellschaft für Kunst und Kulturelle Bildung als gGmbH, aber nein, die Zeit und Zeichen stehen nicht gut für Printunternehmen - sie standen für das KULTURPROGRAMM nie.
Und nun wird das Editorial aktualisiert im Gedenken an Uli Schröder, einen Kollegen und Freund der ganz besonderen Art.
Auf Brötchen-Kommerz soll es und sollte es aber nicht ankommen! Wie das zu vereinbaren sei, war immer wieder Thema zwischen Uli und mir. Hier trägt sich und pflanzt sich eine Idee von Freiheit und freier Kulturarbeit fort. Da aber das Wort "Arbeit" immer mit "Unfreiheit", "Abhängigkeit", "Hierarchie" und "Lohn" verbunden ist, steht ein Fels vor uns, den es den Berg hinaufzurollen gilt, wie es Sisyphos in der Unterwelt tat: Arbeit kulturell als Kreativität und Freiheit im Schaffensprozess zu verankern!
Auf geht's!
Oder: Glück auf!
Wie man hierzulande zu sagen pflegt.
Uri Bülbül, Bochum, den 14. August 2023
Editorial April 2014 | Zurück zu den Inhalten