Sabitha Saul Photography
Ein deutender Hinweis auf eine Künstlerinvon Uri Bülbül
Sabitha Sauls Bilder sind vielschichtig. Das Wort "Bilder" ist hier bewusst gewählt, denn "Fotografie" mag der Anfang ihrer Technik sein, und gewiss wird sich Sabitha Saul als Fotografin verstehen, aber die Dimensionen, die sie eröffnet sind eine Malerei mit dem Fotoapparat und mit der elektronischen Bildbearbeitung. Der Pinselstrich oder Spachtel spielen keine Rolle, ebensowenig das Leinwand- oder aufgetragene Farbmaterial. Kein Aquarell, kein Öl auf Leinwand, sondern Licht auf Fotoplatte. Doch sucht man das Wesen der Malerei nicht im Material, sondern im Geistigen, ist die Fotografin Saul auch eine Malerin. Aber ihrer Technik, ihrem Handwerk treu, könnte sie die Malerei auch von sich weisen. Wollten wir weiter nach einer Formel suchen, ist es womöglich eine um den Ausdruck erweiterte und von der Abbildung losgelöste Fotografie.
Mehrere Schichten liegen häufig auf ihren Bildern und nicht selten kommt das Spannungsverhältnis zwischen Geometrie und frei fließenden natürlichen Formen zum Ausdruck. An "Souls 2" ganz augenscheinlich zu erkennen. Ein Wasserfilm, eine Wasserlache auf einer Tischplatte mit Quadraten als Muster, die zum Teil durch die Wasserschicht hindurchscheinen und zum Teil außerhalb der Lache deutlich zu sehen sind. Und im Wasser spiegelt sich der Himmel und eine Baumkrone mit Ästen und Blättern; im Mittelpunkt eine in den Himmel gereckte winkende Hand, deren Arm von unten ins Bild kommt, wo er sich der Form der Wasserlache entsprechend spiegeln kann. Die Quadrate im Bild wiederholen sich im Quadrat des Bildformats. Bei genauer Betrachtung kann man auch über die Tischplatte zweifeln, vielleicht handelt es sich auch um eine Autoscheibe - so unbestimmt wie unbestimmbar kann ein Gegenstand also ins Ungegenständliche schweifen. Sabitha Sauls Fotografie regt nicht nur zum Hinschauen an, sondern motiviert auch zur Deutung, zur Interpretation und präsentiert Schichten von Oberflächen, die keine Oberflächlichkeit mehr zulassen.